Und morgen nichts wie gestern
In Kooperation mit Rosa Burczyk.
Riesa ist ein kleines Städtchen mit 30.000 Einwohnern in Sachsen an der Elbe, auf halber Strecke zwischen Leipzig und Dresden. Zu DDR-Zeiten war Riesa der größte Stahlproduzent im Osten und sehr stark von der Industrie abhängig, was auch heute noch das Stadtbild prägt. Wie auch andere ehemalige Arbeiterstädte, hat auch Riesa mit Bevölkerungsrückgang, einem politischen Rechtsruck und Arbeitslosigkeit zu kämpfen. In den letzten dreißig Jahren sind 20.000 Menschen weggezogen. Die jüngere Generation, die im wiedervereinigten Deutschland aufgewachsen ist, ist noch immer von den Nachwirkungen des Lebens unter dem SED-Regimes beeinflusst. Das weitergegebene Trauma sitzt tief.
Mit den anstehenden Landtagswahlen in Sachsen im September 2024 wächst die Angst vor einer rechten Regierung. Für das Projekt begleiten wir unter anderem Christoph Giesler, einen 25-jährigen Politiker der Linken. Er engagiert sich politisch für die Region und ist Organisator von Demonstrationen, wie dem Christopher Street Day. Andere leben in den umliegenden Großstädten, engagieren sich aber weiterhin in Riesa, wie Johanna (20). Der wichtigste Treffpunkt im Ort ist der örtliche Jugendclub, der in ständiger Angst lebt, dass ihm die Mittel aus dem städtischen Haushalt gestrichen werden, wenn er sich politisch positioniert.
Rosa Burczyk ist in der Nähe von Halle aufgewachsen, während Stella Weiß im Südwesten Deutschlands aufwuchs und keine Verbindungen zum Osten hatte, bevor sie vor zwei Jahren nach Leipzig zog. Die kollaborative Zusammenarbeit ermöglicht eine differenzierte Auseinandersetzung mit eventuellen Vorurteilen.
Erstveröffentlichung in der Süddeutschen Zeitung, 19.07.2024.
Ausstellung im Rahmen der Ibug in Riesa - 30.8./1.9. 6./8.9.
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Ausstellung der Fotoarbeit im Rahmen der Ibug 2024 in Riesa.